Artikel Dorfzytig Oberbipp

Artikel Dorfzytig Oberbipp

Zu mir:

Mein Name ist Jacqueline Ischi-Bieli. Ich bin 1966 geboren, bin verheiratet, habe drei erwachsene Kinder und  fünf Grosskinder. Ich wohne seit 1988 in Oberbipp. Mein Diplom zur Pflegefachfrau HF habe ich im Frühling desselben Jahres erworben. Damals hiess die Berufsbezeichnung noch Dipl. Krankenschwester in allgemeiner Krankenpflege. Wie wir alle wissen hat sich seit damals nicht nur die Berufsbezeichnung geändert. Seit 1997 arbeite ich in der Spitex. Damals noch in der Spitex Oberbipp und Berggemeinden. Heute bin ich Inhaberin und Geschäftsführerin der spitexana GmbH.

Die spitexana GmbH:

Im Januar 2010 gründete ich zusammen mit meiner damaligen Arbeitskollegin Melinda Ackermann die spitexana GmbH. Wir hatten das Glück, dass die ehemalige Bahnhofvorstand-Wohnung in Oberbipp leer stand und wir diese mieten konnten.

Mittels eines Flugblattes haben wir die Bevölkerung von Oberbipp und den umliegenden Gemeinden auf uns aufmerksam gemacht. Am 01. März 2010 starteten wir mit unserer Arbeit. Damals bestand die spitexana GmbH aus fünf Mitarbeiterinnen. Was hier relativ einfach tönt, war mit einem sehr grossen administrativen und zeitlichen Aufwand verbunden. Vor allem das Einholen der Betriebsbewilligung beim Kanton Bern war ein aufwendiger Weg und nebst der Zeit, auch mit viel Kosten verbunden.

Dann galt es der Bevölkerung zu erläutern was eine private Spitexorganisation genau ist, wie sie funktioniert und vor allem, dass sie nicht teurer ist, als die öffentliche Spitex. All diese Hürden haben wir mit viel Herzblut gemeistert. Unser stetes Ziel war und ist es heute noch, das Wohlergehen unserer Klienten/Innen.

Heute beschäftigt das Unternehmen neun Mitarbeitende. Vier diplomierte Pflegefachpersonen, drei FaGe EFZ, eine Lernende FaGe im ersten Lehrjahr und eine Bürofachperson. Ein kleines, familiäres Team, wo die eine Hand noch weiss was die Andere tut.

Seit 2021 bin ich alleinige Inhaberin der spitexana GmbH. Mein Arbeitsalltag teilt sich so auf, dass ich zu ca 50 % in der Pflege und die anderen 50 % in der Geschäftsführung tätig bin.

Unser Einzugsgebiet erstreckt sich von Oberbipp, über Niederbipp, den Berggemeinden, Wiedlisbach, Attiswil und bis nach Wangen a. Aare.

Die grösste Herausforderung ist sicher alle meine verschiedenen Aufgaben unter denselben Hut zu bringen. Aber damit sind bekanntlich die meisten KMU`s konfrontiert. Tagsüber arbeiten, am Abend und am Wochenende administrative Arbeiten erledigen!  Das versuche ich so gut es geht zu umgehen und plane mir feste Bürozeiten ein. Dabei hilft mir natürlich mein Team, welches aus einem konstanten Kern besteht. Sie kennen die Klienten und die internen Abläufe sehr gut.

Gerne gewähre ich ihnen einen kurzen Einblick in meinen abwechslungsreichen Alltag

Mein Arbeitstag beginnt in der Regel um 06.45 Uhr.

Heute ist Montag, der 11. November. Draussen hat es Nebel. Auf dem Perron am Bahnhöfli in Oberbipp warten bereits viele Menschen auf das Zügli Richtung Solothurn. Trotz der vielen Menschen ist es noch sehr ruhig. In wenigen Minuten wird das Zügli eintreffen.

Im Büro der spitexana GmbH ist es noch dunkel. Ich mache Licht, ziehe mich um, starte den Computer, öffne unsere Software und leite das Telefon wieder auf unser Spitex-Handy um. Während der Nacht ist unser Telefon auf Medphone, einem medizinischen Notfalldienst, umgeleitet. Ich überprüfe zuerst den Mail Eingang. Falls ein Klient/In während der Nacht Hilfe benötigte, erhalten wir diesbezüglich eine Nachricht und können so, falls nötig, früh reagieren. Danach schaue ich mir den Tages Einsatzplan aller Mitarbeitenden an. Falls nötig kann ich noch Änderungen vornehmen.

Während dieser Zeit treffen die anderen Mitarbeitenden ein. Sie ziehen sich um und starten ihre Tablets. Auf den Tablets ist ihr genauer Einsatzplan ersichtlich, sowie alle relevanten Klientendaten. Das für die jeweiligen Klienten benötigte und bereitgestellt Material wird in den Arbeits-Rucksack oder in eine Tasche gepackt. Jeden Morgen gibt es einen kurzen, mündlichen Rapport über das Wichtigste des letzten Tages. Wer aus dem Frei oder den Ferien kommt, erhält einen ausführlichen Rapport über die wichtigsten Ereignisse der vergangenen Tage. Dieser Rapport nimmt jeden Morgen rund 20 Min. in Anspruch. Er ist für die Qualität der Pflege und die Sicherheit der Klienten/Innen unerlässlich. Danach verlassen die Mitarbeitenden das Büro.

Ich arbeite heute Vormittag in der Pflege. Für die Fahrt zu den Klient/Innen habe ich jeweils fünf Minuten Wegzeit eingeplant. Wenn ich bei dem Klienten eintreffe quittiere ich auf meinem Tablet die genaue Wegzeit. Diese Wegzeit geht zu Lasten der spitexana GmbH.

Ab jetzt läuft die Zeit über den Klienten/In. Wenn ich mit meinem Einsatz fertig bin, bevor ich das Haus oder die Wohnung verlasse, quittiere ich die einzelnen erbrachten Leistungen und somit die gesamte Einsatzzeit. Diese Zeit wird er Krankenversicherung verrechnet.  Dieser Ablauf wiederholt sich bei jedem Klienten/In

07.20 Uhr: 1.Klientin – Kompressionsstrümpfe im Bett anziehen. Während der Tätigkeit führen wir einen kurzen Schwatz über die Nacht und den anstehenden Tag. Ich notiere meine Tätigkeit im Verlaufsbericht, schreibe wie es der Klientin geht und quittiere die Einsatzzeit. Den Tag verbringt sie selbständig.

07.35 Uhr: 2.Klientin– Blutzucker Kontrolle, Insulin verabreichen, Kompressionsstrümpfe anziehen und behilflich beim Anziehen der Kleider. Der Einsatz läuft reibungslos ab. Die Klientin hat gut geschlafen, fühlt sich ausgeruht und ist bereit für den Tag. Ich verabschiede mich wieder. Es ist 07.55 Uhr.

Ich benötigte 10 Min. Fahrzeit, da ich durch den Nebel, den Berg hochfahre. Heute scheint hier die Sonne. Ein strahlend blauer Himmel und ein wunderbarer Ausblick auf das Nebelmeer im Mittelland. Ich bin jedes Mal, auch nach über 25 Jahren, fasziniert und atme tief durch.

08.05 Uhr: 3. Klientin – Blutzuckerkontrolle, Insulin verabreichen. Körperpflege im Bett, behilflich beim Anziehen und an den Bettrand mobilisieren. Wir machen einige Schritte Gehtraining, bevor sie in den Rollstuhl sitzt und sie sich am Lavabo fertig pflegt. Danach nimmt sie in der Küche ihr Frühstück selbständig ein. Während der gesamten Zeit unterhalte ich mich mit der Klientin. Da ich den Einsatz gut kenne, muss ich nicht nach den Materialien suchen und mich auf den Ablauf konzentrieren. Ich kann die Zeit nutzen um mich mit der Klientin zu unterhalten und erfahre so viel über ihren Alltag und ihren Gesundheitszustand.

09.05 Uhr: 4. Klient – Blutzucker kontrollieren, Unterstützung beim Duschen, Medikamenten-Wochendosett  richten, Kontrolle von Blutdruck, Puls und Gewicht.

Ich komme heute Morgen gut voran. Das Telefon hat nur einmal geklingelt. Es war eine Mitarbeiterin die eine Frage zu einem Medikament einer Klientin hatte.

10.10 Uhr: Ich mache eine Pause in unserem Büro in Oberbipp.

Jeden Morgen wird eine Pause von 15 min. eingeplant. Unser Zeitplan ist relativ eng. Wenn Unvorhergesehenes eintrifft, muss die Pause verschoben, oder gar ausgelassen werden. Dafür dürfen wir die Pause auch mal am Ende des Dienstes machen.

Ich erhalte ein SMS auf dem Spitex-Handy. Es ist eine Anfrage vom Spital für einen neuen Klienten. Ich habe zwei Stunden Zeit diese Anfrage zu bearbeiten. Ich werde mich vor dem Mittag darum kümmern.

10.30 Uhr 5. Klientin – Verbandswechsel am li Unterschenkel. Gleichzeitig wasche ich das Bein und pflege es mit einer reichhaltigen Lotion. Nach dem Verbandswechsel lege ich eine dreilagige Kompression an. Ich kontrolliere das Material in ihrer Verbandsbox. Diverse Artikel neigen sich dem Ende zu. Ich notiere sie auf meinem kleinen Notizblock, welchen ich immer bei mir in der Tasche habe.  Der Einsatz läuft wie automatisch ab. Jeder Handgriff sitzt. Diese Klientin besuchen ich schon seit langer Zeit. Es herrscht eine Vertrautheit auf beiden Seiten.

Mein Telefon klingelt: Die Tochter einer Klientin möchte mit mir etwas über ihre Mutter besprechen. Ich erkläre ihr, dass ich momentan unterwegs bin und Frage sie ob ich sie um 11.45 Uhr zurückrufen kann. Sie ist einverstanden.

11.10 Uhr 6. Klientin – Medikamenten-Wochendosett richten, Blutdruck, Puls und Gewicht messen.

11.30 Uhr: Zurück im Büro. Benötigtes Material für den nächsten Einsatz bereitstellen. Gebrauchtes Material desinfizieren, Rucksackinhalt wieder ordnen und ihn danach versorgen. Zwei Mitarbeiterinnen sind auch schon zurück und erzählen mir kurz von ihrem Morgen. Es war heute ausnahmsweise ein sehr ruhiger Montagvormittag.

11.45 Uhr: Telefon Rückruf mit Angehörigen. Die Mutter leidet an einer leichten Demenz. Mutter und Tochter sind sich nicht immer einig.  Ein kurzes Gespräch kann hier oft hilfreich sein. Ich kann ihr aufzeigen wie sie die Situation aus einem anderen Blickwinkel betrachten kann. Sie ist erleichtert. Gerade in einer solchen Situation ist es sehr wichtig mit den Angehörigen in regelmässigem Kontakt zu sein. Ich sage ihr, dass sie jederzeit anrufen darf.

12.00 Uhr: Maileingang kontrollieren und die Anmeldung bearbeiten. Es handelt sich um einen bereits bestehenden Klienten von uns, der morgen vom Spital wieder nach Hause kann. Ich werde mich am späteren Nachmittag darum kümmern und den Klienten wieder bei uns einplanen.

12.15 Uhr: Mittagspause

13.30 Uhr: Teamsitzung – Immer am 2. Montag im Monat haben wir Teamsitzung. Die Sitzung habe ich am Wochenende vorbereitet. Zuerst besprechen wir allg. Themen die unseren Alltag betreffen und die Berufsbildnerin informiert uns über den Ausbildungsstand unserer Lernenden FaGe. Danach gehen wir unsere Klientenliste durch und besprechen die jeweilige, aktuelle Situation.  Tauchen Probleme auf oder gibt es Fragen, verweilen wir länger bei diesem Klienten/In, ansonsten gehen wir zügig vorwärts.

Momentan betreuen wir 47 Klienten/Innen. Dieser Rapport nimmt rund 1.5 Std. in Anspruch. Anschliessen gibt es für alle Kaffee und Kuchen. Die gesamte Zeit geht zu Lasten der spitexana GmbH.

Die ersten Einsätze bei den Klienten sind für 15.30 Uhr geplant.

Ich bleibe im Büro und plane unseren Klienten, welcher morgen vom Spital nach Hause kommt wieder in unseren Arbeitsplan ein. Aus der Anmeldung kann ich alle Informationen die ich dazu benötige entnehmen.

16.15 Uhr: Abklärung und Beratung neue Klientin – Letzte Woche haben wir eine Anmeldung einer neuen Klientin von den Angehörigen erhalten. Die Personalien habe ich bereits in unserem System erfasst. Da sie am Nachmittag noch einen Arzttermin hat, kann ich die Abklärung erst um diese Zeit machen. Ihre Tochter ist auch anwesend. Wir besprechen die aktuelle Situation. Sie haben bereits eine klare Vorstellung wie die spitexana GmbH sie unterstützen soll. Für mich stimmt das so. Ich erkläre ihnen wie das abläuft, wenn man Spitexleistungen bezieht. Ich fülle die vorgeschriebenen Formulare aus, welche die Klientin mir unterschreibt. Ich verabschiede mich und fahre zurück ins Büro.

17.15 Uhr: Büroarbeiten – Zurück im Büro erfasse ich die vereinbarten Einsätze der neuen Klientin. Dadurch verschieben sich natürlich bereits eingeplante Einsätze anderer Klienten. Da diese Verschiebungen nur marginal sind, muss ich keine Meldung an die betroffenen Klienten machen. Unseren Klienten/Innen ist bewusst, dass wir nicht immer pünktlich zur angegebenen Zeit erscheinen.

18.00 Uhr: Schluss für heute – Ich mache Feierabend. Draussen ist es bereits wieder dunkel. Da ich am Dienstag auch arbeite, kann ich am Morgen die Mitarbeiterinnen mündlich über die neue Klientin informieren.

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